20.09.2024
Gießen, 13. September 2024 - Die Ingenieurkammer Hessen (IngKH) lud in Zusammenarbeit mit dem Gießener Regierungspräsidenten Dr. Christoph Ullrich Energieexperten zum 19. Fachplanertag Energieeffizienz in die Kongresshalle Gießen ein. Die Veranstaltung bot eine Plattform für den Austausch über die neuesten Entwicklungen und gesetzlichen Änderungen im Bereich der Energieeffizienz.
Eröffnung und Themenschwerpunkte
Dipl.-Ing. (FH) Peter Starfinger, Geschäftsführer der Ingenieurkammer Hessen, eröffnete den Fachplanertag und begrüßte die Teilnehmer herzlich. In seiner Eröffnungsrede betonte Starfinger die aktuellen Aufgaben und Herausforderungen, die vor der Ingenieurkammer liegen, und hob hervor: „Wir setzen uns dafür ein, weiterhin berufsrechtliche Vorbehalte auszubauen und bestehende zu bewahren. Wir wollen den Berufsstand und das Einkommen der Büros sichern. Hierfür ist es grundlegend, dass die vielen bürokratischen Hürden abgebaut werden und die Digitalisierung weiter vorangetrieben wird.“ In diesem Zusammenhang sagte Starfinger: „Die ohnehin sehr hohen Kosten von rund 37% für Steuern sowie weitere Abgaben und Gebühren machen das Bauen in einer Zeit von problematischen Förderkulissen und Problemen bei der Baulandentwicklung zu bezahlbarem Wohnraum kompliziert und für viele Verbraucher zu einem unerfüllbaren Ziel.“ Zum Abschluss betonte Starfinger die Bedeutung der kontinuierlichen Fortbildung für Ingenieure, um den hohen Qualitätsstandards gerecht zu werden und die Fachkompetenz in der Branche zu stärken: „Sachverstand wird immer notwendiger – auch in der Zusammenarbeit mit Planern, Handwerkern und anderen am Bauprozess beteiligten Akteuren.“
Grußwort des Regierungspräsidenten
In seinem Grußwort betonte der Gießener Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich: „Unsere Rolle als Regierungspräsidium in Gießen ist es, die vielfältigen und teils komplexen Genehmigungsverfahren in unserer Region zu koordinieren und zu steuern. Wir verstehen uns dabei als Partner der Fachplanerinnen und Fachplaner, die durch ihre Arbeit maßgeblich zur Umsetzung unserer gemeinsamen Ziele beitragen. In den Genehmigungsverfahren arbeiten wir eng mit ihnen zusammen, um rechtliche Rahmenbedingungen mit den technischen Anforderungen in Einklang zu bringen.“
Fachvorträge und Podiumsdiskussion
Den Auftakt der Vorträge bildete eine Podiumsdiskussion mit Dipl.-Ing. Michael Gunter, Vorsitzender der Fachgruppe Energieeffizienz, und Dipl.- Ing. Carsten Herbert, bekannt als der „Energiesparkommissar“ auf YouTube. Sie gaben einen Überblick über die gesetzlichen Änderungen des Energieeffizienzgesetzes und deren Auswirkungen.
Tobias Witson, M.Eng., referierte über „Energieziele und Photovoltaikanlagen, Energieeffizienz und GEG: Aufgaben im Regierungspräsidium“. Sein Vortrag beleuchtete die vielfältige Arbeit des Regierungspräsidiums im Bereich Energie-, Arbeits- und Baurecht.
Prof. Dr.-Ing. Kati Jagnow von der Hochschule Magedeburg-Stendal präsentierte Erkenntnisse zum Abgleich von Energieverbrauch und Energiebedarf nach DIN V 18599. Sie erläuterte, dass der berechnete Energiebedarf und der gemessene Energieverbrauch von Gebäuden oft nicht übereinstimmen und betonte die Relevanz des in Überarbeitung befindlichen Beiblatts 1 zur DIN 18599-Reihe. Sie unterstrich: „Ein geförderter individueller Sanierungsfahrplan (iSFP) wird seit Juli 2023 weiterhin ausschließlich unter den GEG-Randdaten erstellt – mit allen entsprechenden Konsequenzen.“
Dipl.-Ing. Rudolf Bersch thematisierte in seinem Vortrag „Photovoltaikstrom für Haushalt und Elektroauto - Sektorenkopplung, Energiemanagement, dynamische Stromtarife und bidirektionales Laden“. Er stellte fest, dass das zukünftige Energiesystem eines Einfamilienhauses aus Komponenten wie Photovoltaikanlage, Batteriespeicher, Wechselrichter, Elektroauto mit bidirektionalem Laden sowie „Smart Meter“ mit digitalem Stromzähler und Smart-Meter-Gateway zur Nutzung dynamischer Stromtarife bestehen wird.
Weitere interessante Vorträge
Eren Cetinkaya, Technischer Referent der Buderus Akademie, referierte über die Einbindung von Wärmepumpen im großen Leistungsbereich. Hauke Deckarm fasste in seinem Vortrag „700 km Energiewende quer durch Deutschland“ zusammen, dass die Energieeffizienz von Gebäuden, Betrieben und Verbrauchern eine entscheidende Rolle spielt. Durch die Umstellung der Heizungen von fossilen auf erneuerbare Energien wird ein Anwachsen des Strombedarfs erwartet. Um dieses zu decken, ist eine Verteilung des grün produzierten Stroms innerhalb Deutschlands. Dies stellt eine nationale Aufgabe dar, die im Rahmen des Netzentwicklungsplan Strom bearbeitet wird. Eines dieser Projekte ist der SuedLink, eine Gleichstromleitung aus dem windreichen Norden in den stromhungrigen Süden. Deckarm veranschaulichte in seinem Vortrag dieses Vorhaben und erläuterte, warum dieses Projekt aus baubetrieblicher Sicht eine spannende Herausforderung darstellt.
Armin Heisiep, Fachanwalt für Bau-und Architektenrecht, beleuchtete in seinem Vortrag „Vereinbarte Leistung des Fachplanervertrags Energieeffizienz“ die rechtlichen Aspekte. Er ging auf Umfang und Pflichten, Vergütung, Haftung und aktuelle Rechtsprechung ein und erläuterte, wie rechtliche Vorgaben in die Praxis der Fachplanung integriert werden können.
Parallel zu den Vorträgen und Diskussionen fand eine Fachausstellung statt, in der Hersteller ihre innovativen Produkte präsentierten. Diese bot den Teilnehmern die Möglichkeit, sich über die neuesten technologischen Entwicklungen direkt bei den Herstellern zu informieren und Kontakte zu knüpfen.