05.09.2025
Der 20. Fachplanertag Energieeffizienz lockte am 5. September 2025 über 180 Teilnehmende in die Kongresshalle Gießen. Planerinnen und Planer, Ingenieurinnen und Ingenieure sowie weitere Fachleute kamen zusammen, um sich über aktuelle Entwicklungen in Gesetzgebung, Technik und Praxis zu informieren und auszutauschen. Die Jubiläumsveranstaltung zeigte eindrucksvoll, wie präsent und vielschichtig das Thema Energieeffizienz weiterhin ist.
Prof. Dr.-Ing. Matthias Vogler, Schatzmeister und Vorstandsmitglied der Ingenieurkammer Hessen, eröffnete die Veranstaltung und begrüßte die Gäste. Er betonte die Bedeutung des Fachplanertages als feste Institution und würdigte dessen Entwicklung in den vergangenen zwei Jahrzehnten: „Dass wir heute bereits den 20. Fachplanertag erleben, ist nicht nur ein Erfolg für die Ingenieurkammer Hessen, sondern auch ein Beleg für das enorme Engagement der Fachwelt.“
Aktuelle Entwicklungen im Bereich der Energieeffizienz
Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen sieben Fachvorträge, die ein breites inhaltliches Spektrum abdeckten. Dipl.-Ing. Michael Gunter, Vorsitzender der Fachgruppe Energieeffizienz der Ingenieurkammer Hessen, beleuchtete die aktuelle Entwicklungen im Bereich der Energieeffizienz. Dabei ging er unter anderem auf die laufende Überarbeitung des Gebäudeenergiegesetzes, die praktischen Herausforderungen beim Energieeffizienzgesetz und die Entwicklungen in den Bauordnungen der Bundesländer ein.
Energieberatung in der Praxis
Wie sich Energieberatung konkret auszahlen kann, zeigte Joachim Schrader von der Werkgemeinschaft BAUEN+ENERGIE und der B+E Klimaschutz GmbH. Anhand der Sanierung einer Stadtvilla in Alzey demonstrierte er, wie durch professionelle Energieberatung, Fördermittel und klimaschonende Konzept wirtschaftlich tragfähige Lösungen entstehen können. Sein Fazit: Durch geschickte Fördermittelstrategie und energieeffiziente Technik wird selbst eine teure Sanierung wirtschaftlich tragfähig und klimafreundlich.
Erfolg einer Wärmepumpe
Dr.-Ing. Viktoria Krastel von der Ernst Krastel GmbH zeigte in ihrem Vortrag, dass der Erfolg einer Wärmepumpe nicht allein von der Technik abhängt. Unter dem Titel „7 Sünden der Wärmepumpen“ ging sie auf typische Fehler ein – von Planungsproblemen über fehlende Abstimmung im Bauablauf bis hin zu falscher Nutzung durch die Kunden. Als Beispiele nannte sie unter anderem unsicher gewordene Bauherren, mehrfach falsch ausgelegte Anlagen, unkoordinierte Gewerke oder veraltete Heizgewohnheiten. Ihre zentrale Botschaft: Technik allein reicht nicht – entscheidend ist das Zusammenspiel von Planung, Handwerk und Nutzern.
Hydraulischer Abgleich: Pflicht und Chance
Florian Weber von der Bosch Thermotechnik GmbH – Buderus Deutschland machte in seinem Vortrag deutlich, dass der hydraulische Abgleich nach Verfahren A nicht mehr zeitgemäß ist, da die Heizlast dabei nur grob abgeschätzt wird. Verfahren B basiert dagegen auf einer Heizlastberechnung und ist in vielen Fällen – etwa nach GEG oder BEG – vorgeschrieben. Neben statischem und dynamischem Abgleich gibt es zudem adaptive beziehungsweise temperaturbasierte Alternativen, deren Anerkennung ohne Verfahren B derzeit diskutiert wird. Weber zeigte, dass sich der Aufwand beim Verfahren B mithilfe digitaler Tools und pragmatischer Ansätze erheblich reduzieren lässt. Da in den meisten Wohngebäuden bislang kein hydraulischer Abgleich vorliegt, besteht hier ein großes Potenzial zur Energieeinsparung.
Innenraumqualität im Fokus der EU-Gebäuderichtlinie
Dipl.-Ing. Claus Händel, Geschäftsführer Technik beim Fachverband Gebäude-Klima e. V., betonte in seinem Vortrag, dass Gebäude nicht primär zum Energiesparen errichtet werden, sondern vor allem ein behagliches und gesundes Umfeld für die Nutzer schaffen sollen. Erstmals wird dieser Zusammenhang nun in einer verbindlichen Verordnung ganzheitlich aufgegriffen: Die EU-Mitgliedsstaaten sind aufgefordert, in der nationalen Umsetzung der Gebäuderichtlinie konkrete Anforderungen an Innenraumkonditionen wie thermische Behaglichkeit, Luftqualität, Licht und Akustik festzulegen und diese über ein einheitliches Verfahren transparent zu machen. Besonders bei der Raumluftqualität und der sommerlichen Behaglichkeit gibt es bislang nur wenige, zudem oft sehr allgemein gehaltene Vorgaben, die den Nutzern kaum Vergleichbarkeit ermöglichen.
Bewertung von energiebezogenen Investitionen nach DIN EN 17463 (VALERI)
Wie Energieeinsparmaßnahmen wirtschaftlich bewertet werden können, zeigte Prof. Dr. Ulrich Nissen von der Hochschule Niederrhein anhand der Norm DIN EN 17463 (VALERI). Sie definiert klare Kriterien, wann eine Investition in Energieeffizienz als wirtschaftlich gilt – beispielsweise dann, wenn innerhalb von 50 % der Nutzungsdauer ein positiver Kapitalwert erreicht wird. Nissen stellte außerdem gesetzliche Vorgaben wie das Energieeffizienzgesetz (EnEfG) sowie EU-Richtlinien vor, die Unternehmen verpflichten, solche Bewertungen systematisch durchzuführen. Ergänzend erläuterte er das Zusammenspiel mit der ISO 50006, die auf Energieleistungskennzahlen und transparente Nachweise von Effizienzgewinnen setzt.
Ist die Photovoltaikanlage ein Bauwerk?
Rechtsanwältin Dr. jur. Barbara Schellenberg, Fachanwältin für Bau- und Architektenrecht (Anwaltskanzlei Dr. Schellenberg), zeigte in ihrem Vortrag auf, dass die rechtliche Einordnung einer Photovoltaikanlage stark vom Einzelfall und den vertraglichen Vereinbarungen abhängt. Davon hängt ab, ob die Errichtung nach Werkvertrags- oder Kaufvertragsrecht zu behandeln ist und ob die Anlage als Bauwerk gilt – mit direkten Auswirkungen etwa auf Verjährungsfristen und Mängelansprüche. Auch steuerrechtliche Fragen spielen eine zentrale Rolle, insbesondere im Hinblick auf verschiedene Steuerarten und Abschreibungsmöglichkeiten beim Betrieb oder bei der Veräußerung. Dr. Schellenberg gab in ihrem Vortrag einen praxisnahen Überblick und konkrete Hinweise für einen rechtssicheren Umgang mit diesem Thema.
Austausch auf der Fachausstellung
Ergänzt wurde das Vortragsprogramm auch in diesem Jahr durch eine Fachausstellung. Die Pausen boten Raum für intensive Gespräche, Austausch von Erfahrungen und neue fachliche Impulse.